Was ist Factoring
Wer Factoring als Alternative sieht, wird dabei immer wieder mit bestimmten Fachbegriffen konfrontiert und auch mit Abläufen konfrontiert, die so nicht unbedingt bekannt sind. Einige dieser speziellen Ausdrücke und Abläufe haben wir einmal zum besseren Verständnis in unserem Factoring Ratgeber zusammengefasst und kurz erklärt.
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Wir klären Sie über Begriffe im Factoring auf und was das eigentlich ist
Factor
Als Factor wird der Factoring-Anbieter verstanden. Dabei kann es sich um eine Bank, ein Spezialinstitut, eine Versicherung oder ein spezialisiertes Unternehmen handeln, das die einzelnen Forderungen eines Unternehmens gegenüber mehreren Debitoren ankauft.
Nach dem Ankauf übernimmt der Factor beim echten Factoring das volle Risiko. Beim unechten Factoring hingegen erfolgt nur eine Sicherungsabtretung, worauf der Factor eine Kreditgewährung leistet.
Gebühren
Geht es um die Provision, die sogenannten Gebühren, wird gerne der All-in-fee Begriff genutzt. Vielsagend ist das Wort und doch auch so schwammig. Die all-in-fee Gebühren werden grundsätzlich in Prozent angegeben und umfassen sämtliche anfallenden Kosten für das Factoring.
Vielen dürfte dieser Begriff auch aus dem Anlagegeschäft bekannt sein, wo die all-in-fee Gebühren ebenfalls für alle Kosten in Zusammenhang mit einer Anlage bestehen.
Ausfallrisiko
Beim Factoring wird das Ausfallrisiko durch den Factor übernommen. Es bezeichnet die üblichen Gefahren, dass ein Kunde seiner Zahlung nicht oder nur unvollständig nachkommt. Zahlt der Debitor (=Schuldner) die Forderung nicht, liegt das Risiko beim Factor, sofern es sich um ein echtes Factoring handelt. Beim unechten Factoring hingegen, trägt weiterhin der Factor-Kunde das Risiko. Grundsätzlich regelt damit immer die Vertragsart, wer das aus rechtlicher Sicht das Risiko zu tragen hat.
Verität
Ein Gläubiger weiß in der Regel am besten über das Schuldverhältnis zum Forderungsschuldner Bescheid. Somit kann der Gläubiger die Verität und das damit verbundene Veritätrisiko am besten einschätzen.
Tritt dieser nun im Rahmen des Factorings die Forderung an den Factor ab, kann der neue Gläubiger die Verität nicht beurteilen.
In solchen Fällen kommt dann das Veritätsrisiko zum Tragen. Der Gesetzgeber hat dabei festgelegt, dass dieses dem Verkäufer aufgebürdet wird.
Der Verkäufer muss dem neuen Gläubiger nun glaubhaft nachweisen, dass die zum Verkauf stehende Forderung auch wirklich besteht.
Die Nachweise werden hierbei mittels Rechnungen oder anderweitiger Verträge, aus dem die Nachweise hervorgehen, nachgewiesen.
Bonität
Vor einer Lieferung an einen Kunden, muss dessen Bonität geprüft werden.
Dieses geschieht beim Factoring meistens durch den Factor.
Die Handhabung ist heute nur noch eine Sache von Sekunden.
Viele Versandunternehmen haben die Bonitätsabfrage automatisch in den Bestellprozess eingefügt
Davon bekommt der Besteller in der Regel nur etwas mit, wenn die Zahlungsart aufgrund der Auskunft nicht gewährt kann.
Der Factor bestimmt so für jeden Kunden einen individuellen Höchstbetrag, der automatisch anhand der Bonitätsfakten berechnet wird.
Wird dieser Höchstbetrag nun aber doch überstiegen, übernimmt der Factor-Kunde das Risiko für den Differenzbetrag.
Bulk Factoring
Ein Begriff aus dem Bereich des Inhouse Factorings. Der Factor übernimmt beim Bulk Verfahren lediglich die Finanzierung der Forderung und den Ausfallschutz dieser. Das reine Debitorenmanagement und das damit in Verbindung stehende Mahnwesen verbleiben aber beim Factor-Kunden. Bulk Factoring wird überwiegend in größeren Unternehmen und Konzernen praktiziert. Grund hierbei: Diese Unternehmen verfügen über eigene Finanz- und Rechnungswesen Abteilungen. Eine Auslagerung macht daher in der Regel wenig Sinn. Bei dem Inhouse Factoring wird der Ablauf also individuell festgelegt, wobei auch genau geklärt ist, wann und wie gemahnt wird. Für ein kleines oder mittelständiges Unternehmen lohnt sich das Bulk Verfahren aber weniger. Diese greifen meistens auf einen Full-Service zurück, wobei auch die Debitorenbuchhaltung mit Mahnwesen an das Factoring-Unternehmen abgegeben wird.
Ankauf von offenen Rechnungen
Im Endeffekt ist die Ankauf von offenen Rechnungen nur ein Synonym für Übertragung und Abtretung. Während wir im normalen Ablauf von der Übertragung einer Abtretung sprechen, wird der Begriff Ankauf von offenen Rechnungen vorwiegend bei Gericht und im Finanzsektor verwendet.
Es handelt sich also um eine vertragliche Übertragung einer Forderung von dem alten zu dem neuen Gläubiger, der dadurch als Ankauf von offenen Rechnungenär bezeichnet wird. Der ehemalige Gläubiger wird somit als Zedent bezeichnet. Das BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) regelt die Ankauf von offenen Rechnungen. Maßgeblich sind hier die §§ 398 ff BGB. Bei einer Ankauf von offenen Rechnungen darf keine Änderung am Rechtsgeschäft oder dem Inhalt dessen erfolgen.
Unternehmenskredit
So wird auch das echte Factoring bezeichnet. Das Factoring-Unternehmen, der Factor, übernimmt dabei das Risiko eines Zahlungsausfalles, sobald die Forderung angekauft wurde.
Für den Factor-Kunden handelt es sich hierbei um die sicherste Variante, die allerdings in der Regel auch mit einem höheren Gebührenaufschlag (Provision) versehen ist.
Besonders dann, wenn Unternehmen in absehbarer Zeit Investitionen planen oder generell weitere Einkäufe anstehen, ist das Unternehmenskredit Factoring ein wichtiger Baustein für die Liquidität und die eigene Risikoabsicherung.
Forfaitierung
Der Begriff der Forfaitierung wird im Factoring gerne genutzt. Er bezeichnet den Ankauf von Forderungen und Rechnungen, wobei auf einen Rückgriff auf den Verkäufer im Falle eines Zahlungsausfalles des Debitors verzichtet wird.
Hat der Factor Forderungen aufgekauft, wobei Kunden diese nicht oder nur teilweise begleichen, liegt das volle Risiko beim Factor und nicht mehr bei demjenigen, der die Forderungen verkauft hat. Dieses wird als Forfaitierung bezeichnet. Sie ist vor allem beim echten Factoring anzutreffen. Bei dem unechten Factoring hingegen geht das Delkredererisiko auf den Verkäufer der Forderung über.
Kunde zu Debitor
Der Kunde wird zum Debitor, wenn gegen ihn Forderungen aus Lieferungen und Leistungen bestehen.
Zum Beispiel dann, wenn er online etwas bestellt oder einen Internetvertrag abschließt.
Der Lieferant hingegen ist der Kreditor, der den Debitor (Schuldner) mit Leistungen und/oder Lieferungen beliefert.
Delkredere Risiko
Dieser Begriff wird in Zusammenhang mit dem Factoring immer wieder einmal erwähnt. Darunter versteht sich das allgemeine Risiko eines Forderungsausfalles. Schon im Jahr 1771 war der Begriff bekannt und durch den schwedischen Ökonom John Hartmann Eberhardt Delkredere definiert. Im Factoring beschreibt Delkredere das allein zu tragende Risiko.
Ottawa Konvention
Bei der Ottawa Konvention handelt sich es um ein Übereinkommen, das ein internationales Factoring ermöglicht. Die Vereinbarung stammt aus dem Jahre 1988. Dabei werden speziell die Exportforderungen vereinfacht und an die internationalen Rechtsvorschriften angepasst. Allerdings erkannte Deutschland die Ottawa Konvention erst 10 Jahre später, im Jahr 1998, an.