Factoring
Informationen und Arten des Factorings:
Es wird zwischen echtem und unechtem Factoring unterschieden
Wer sich für Factoring interessiert und dieses als Instrument einfügen möchte, sollte sehr genau darauf achten, ob es sich bei dem Angebot tatsächlich um ein echtes oder ein unechtes Factoring handelt. Die Unterschiede können für die unternehmerische Entwicklung entscheidend sein.
Das echte Factoring wird auch als Delkredere bezeichnet. Der Factor übernimmt damit die vereinbarten Forderungen und leistet an den Factor-Kunden die volle Zahlung, die sein Besteller hätte zahlen müssen, abzüglich der bereits genannten Provision. Das Risiko wird also direkt auf einen Dritten übertragen. Die bereits genannten Vorteile kommen damit zum Tragen.
Anders kann das beim unechten Factoring aussehen, das als Recourse Factoring bezeichnet wurde. Das Delkredere Risiko trägt nicht etwa der Factor, sondern weiterhin das Unternehmen. Im Endeffekt geht es bei dem Recourse –unechten- Factoring nur um eine Kreditgewährung, die durch den Factor erfolgt und der als Sicherheit die Forderungen hält. Vorteilhaft kann das ebenfalls sein.
Der Ablauf des Forderungsverkaufs im Kurzüberblick
Die Funktionsweise beim Factoring ist einfach, aber auch sehr individuell, so dass die einzelnen Vorgänge maßgeschneidert auf die bisherigen Prozesse zugeschnitten werden kann. Besonders für größere Unternehmen, die eine eigene Rechnungswesen Abteilung haben ist das wichtig. Sie müssen das Mahnwesen auch bei einem echten Factoring nicht unbedingt direkt auf den Factor übertragen. Bei kleinen Unternehmen hingegen macht das Sinn.
Ansonsten ändert sich eigentlich wenig. Der Kunde bestellt beim Unternehmen nach wie vor ganz regulär sein Produkt. Das Unternehmen liefert wie gewohnt an den Kunden, den Debitor. Nur bei der Rechnung kommt es zu einer kleinen Änderung. Fortan überweist der Kunde des Unternehmens den Zahlungsbetrag direkt an die Factoring-Firma. Individuelle Absprachen, wie bereits im Absatz oben benannt, können aber getroffen werden. So ist es auch möglich, dass die Debitorenbuchhaltung nicht durch den Factor durchgeführt wird. Ist die Lieferung versandt, geht die Kopie der Rechnung an die Factoring-Firma. Beim Massengeschäft, wie beim Versand, können zum Beispiel ein oder zweimal in der Woche alle Rechnungen übersandt werden. Diese werden dann durch den Factor innert weniger Werktage an das Unternehmen überwiesen (zunächst z.B. 80 Prozent der Forderungssumme). Auch hier lassen sich individuelle Überweisungszeiten vereinbaren. Der restliche Betrag kommt ein wenig später zur Auszahlung. Hier wird zunächst abgewartet, ob der Debitor nicht eventuell seinen Skonto Anspruch nutzt. Das mögliche Zahlungsausfallrisiko wird bei dem echten Factoring durch den Factor übernommen. Mögliche zahlungsausfälle sind so nicht mehr von dem liefernden Unternehmen zu tragen. Werden auch nun die Mahnvorgänge durch das Factoring-Unternehmen übernommen, bedeutet das für den Kunden eine weitere Entlastung im Debitorenmanagement. Dieses kann einfach an den Factor ausgelagert werden. Dabei wird meistens die Debitorenbuchhaltung dem Unternehmen ebenfalls zum Einblick zur Verfügung gestellt. Vielfach ist es auch möglich, eine Abstimmung darüber zu treffen, wie oft der Kunde durch den Factor bei einem Zahlungsverzug, angemahnt werden soll. Durch diesen gesamten Ablauf kommt es nicht nur zu einer besseren Ausstattung bei der Liquidität, sondern insgesamt zu einer deutlichen Entlastung, wodurch sich das Unternehmen wieder auf den Kernbereich konzentrieren kann.
In der Regel kommt es zu mehreren Gesprächen zwischen Unternehmen und Factoring, um so die Vertragsgestaltung anpassen zu können. Der Unternehmer erhält damit ein passgenaues Modell, das ihn entlastet und das Risiko auf andere überträgt. Die Factoring-Firma analysiert dabei die einzelnen Punkte und Unterlagen. Auch betriebswirtschaftliche Unterlagen gehören im Endeffekt dazu. Schon nach kurzer Zeit kann das Factoring dann umgesetzt werden. Die meisten Anbieter verzichten auf große Hierarchien und haben so kurze Wege, um alles in nur kurzer Zeit organisieren zu können.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden
Im Gegensatz zu einem Kredit, sind die Voraussetzungen beim Factoring gering und könne praktisch von den meisten Firmen einfach erfüllt werden. Gerade diese Punkte machen diese Möglichkeit zu einer richtigen Alternative, die immer öfters auch in kleineren Unternehmen Anklang findet.
Zeiten, in denen nur Großunternehmen Aussicht auf ein solch gewaltiges Finanzierungsinstrument besaßen, sind vorbei.
Heute sind es vor allem die kleinen und mittelständischen Betriebe, auch der Handwerker um die Ecke, die davon partizipieren und sämtliche Vorteile nutzen können.
Der Fokus bei den Factoring-Firmen liegt heute in der individuellen, maßgeschneiderten Abwicklung, die für jedes Unternehmen anders aussehen kann. Die wichtigste Voraussetzung zur Nutzung liegt wohl im Auftragsvolumen.
Es müssen keine Rekorde erzielt werden, dennoch sollten regelmäßig Rechnungen (also Forderungen) anfallen, die im Factoring genutzt werden können. Je nach Factor sollte auch beachtet werden, das einige nur gewerbliche Abnehmer akzeptieren, andere wieder auch normale, private Kunden.
Besonders da, wo lange Zahlungsziele (ab einem Monat) zum Einsatz kommen, bietet sich Factoring besonders an. Firmen, deren Bilanz bei den Aktivposten im praktischen von Forderungen und Lager abhängig sind, finden damit eine tolle Alternative, um auf bankmäßige Sicherheiten verzichten zu können.
Kosten, die durch einen Factor entstehen
Wir haben schon so viel zu den Vorteilen und der praktischen Risikooptimierung gehört. Das Thema der Kosten wurde jedoch bislang nur nebenbei erwähnt. Blicken wir doch einmal direkt auf diesen Posten. Jedes Factoring-Unternehmen erhebt für die Abwicklung eine kleine Gebühr, andere bezeichnen das auch als Provision. Die Gebühren sind dabei meistens vertraglich festgelegt, so dass es zu keinen unerwarteten Überraschungen kommen kann. In dem Gebührenumfang ist zum Beispiel auch das Debitorenmanagement enthalten. Die Delkrederegebühren kommen ebenfalls hinzu. Die meisten Factoring-Firmen refinanzieren den Forderungsbetrag heute über Banken, wodurch der Großteil der Gebühren durch Zinsen ausgemacht wird. Generell sollte beachtet werden, dass jede Abwicklung immer passgenau auf den Kunden zugeschnitten will. Der eine will das, was der andere wieder nicht benötigt. Daher gibt es keinen festen, einheitlichen Satz. Die Factoring Gebühren werden immer anhand dessen berechnet und kalkuliert, was der Kunde möchte und im Endeffekt benötigt. Dass immer mehr Unternehmen aber genau dieses Finanzierungsmittel nutzen und die Nachfrage seit Jahren deutlich ansteigt, zeigt, wie günstig Factoring am Ende selbst beim Massengeschäft sein kann. Auch bei nur wenigen Forderungen im Monat, ist es unter dem Strich immer noch günstiger, als mit dem vollen Risiko und dem daraus resultierenden Arbeitsaufwand zu rechnen. Verschiedene Kenngrößen werden zur Kalkulation herangezogen.
Das sind zum Beispiel:
- Debitorenanzahl
- Bisheriger/geplanter Jahresumsatz
- Bonität des Unternehmens
- Struktur der Debitorenabwicklung
- Durchschnittliche Rechnungsgröße
- Zahlungsziele, die gewährt werden
- Echtes oder unechtes Factoring
Der Factor übernimmt die einzelne Bonitätsprüfung der Kunden des Unternehmens. Dabei kann es sich um automatisierte Lösungen –wie im Versandhandel- handeln oder individuelle Abwicklungen, wenn nur wenige Aufträge im Monat bearbeitet werden. Die Spannbreite der Kosten kann somit sehr differenzieren und hängt von den gewünschten Leistungen, dem Tätigkeitsbereich des Unternehmens und seine Bonität ebenfalls mit ab. In der Regel ist aber davon auszugehen, dass sich eine Factoring Abwicklung im Skonto-Bereich bewegt. Also zwischen 1 – 4,5 Prozent.